Volkskrankheit Parodontose

Die Parodontitis, auch Parodontose genannt, ist eine chronische, selten akute Entzündung des Zahnhalteapparates. Sie ist eine Volkskrankheit. Allein 11,5 Millionen Menschen leiden an einer schweren Form.
Unbehandelt führt sie neben Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit und das Wohlbefinden zu Zahnverlust mit allen Komplikationen und Konsequenzen. Ein frühzeitiges Erkennen und Eingreifen lässt sie jedoch stoppen und weitere Schäden können vermieden werden.

Ursachen, Verlauf, Symptome

Ausgelöst wird eine Parodontitis durch Beläge (sogenannte Plaques) auf den Zahnoberflächen und in den Zahnzwischenräumen. Diese Plaques bestehen aus Bakterien und ihren Stoffwechselprodukten. Es kommt zu einer oberflächlichen Entzündung des Zahnfleisches (Gingivitis). Wird in diesem frühen Stadium nichts unternommen, dringen die Bakterien in das Gewebe des Zahnhalteapparates vor.

Als Folge der fortwährenden Entzündung kommt es zu einem Knochenabbau um die betroffenen Zähne, das bedeckende Zahnfleisch folgt, die Auswirkungen werden jetzt deutlich sichtbar. Zahnlockerungen sind oft zu beobachten. Unbehandelt führt die Erkrankung nach und nach zu Zahnverlusten, hat aber auch negative Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit.

Risikofaktoren

Nicht alle Menschen tragen das gleich hohe Risiko, an einer Parodontitis zu erkranken. Eine entscheidende Rolle spielt immer das Immunsystem. Hier kann eine erbliche Veranlagung mit einem höheren Risiko einher gehen, vor allem wenn jüngere Patienten an der aggressiven Form der Parodontitis erkranken. Doch diese Fälle sind eher selten.

Weit häufiger sind negative Risikofaktoren wie Rauchen oder schlechte Mundhygiene. Auch psychischer Stress, Diabetes und ganz allgemein alle Vorerkrankungen, die sich negativ auf unser Immunsystem auswirken (z. B. Aids), aber auch Medikamente (Blutdrucksenker, Rheumamedikamente usw.) können das Risiko erhöhen und machen ein frühzeitiges Erkennen umso wichtiger.

Früherkennung und Vorbeugung

Eine regelmäßige Kontrolle der Zähne und des Zahnhalteapparates durch den Zahnarzt macht eine Früherkennung einer sich anbahnenden Parodontitis relativ leicht. Kann früh eingegriffen werden, sind die Folgen schnell und gut beherrschbar. Die regelmäßige professionelle Zahnreinigung (PZR) durch geschultes Personal mit dem Ziel, bakterielle Plaques zu entfernen, ist ein weiterer wichtiger Baustein. Denn es gilt: keine Plaques, keine Parodontitis!

Behandlung der Parodontitis

Liegt eine Parodontitis bereits vor, besteht dringender Handlungsbedarf. Die Basisbehandlung, die in den meisten Fällen ausgezeichnete Erfolge erzielt, besteht aus der Entfernung aller Plaques von den sichtbaren Zahnflächen. Ist dies gelungen, werden unter lokaler Betäubung auch alle weichen und harten Beläge aus den Zahnfleischtaschen der betroffenen Zähne entfernt und die Oberflächen der Zahnwurzeln geglättet. Eine Wiederbesiedelung durch Bakterien wird so erschwert. Eine begleitende Einnahme von passenden Antibiotika kann bei bestimmten Formen der Parodontitis sinnvoll sein. Bakterientests helfen hier bei der Bestimmung.

Führen diese Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg, können chirurgische Eingriffe zur Reinigung der Wurzeloberflächen und Reduzierung von Zahnfleischtaschen nötig werden. Doch diese sind selten.

Gewebeaufbau

Hat die Parodontitis bereits viel Knochen und Bindegewebe zerstört, kann unter bestimmten Bedingungen eine Regeneration von Gewebe erfolgreich sein. Verschiedene Behandlungsmöglichkeiten wie die „gesteuerte Gewebegeneration“, das Einbringen von Wachstumsfaktoren oder von Knochenersatzmaterialeien können angewandt werden.

Bei freiliegenden Wurzeloberflächen, die als ästhetisch störend empfunden werden, kann eine Rekonstruktion von Zahnfleisch durchgeführt werden.

Nachsorge

Ist eine Parodontitis erfolgreich behandelt, beginnt eine lebenslange, wichtige Nachsorge, um die erreichten Behandlungsziele zu erhalten. Regelmäßige Kontrollen durch den Zahnarzt verhindern durch rechtzeitiges Erkennen ein Wiederaufflammen der Entzündung.

Da die Nachsorge von vielen Faktoren wie individueller Mundhygiene, Vorerkrankungen und persönlichen Risikofaktoren abhängt, ist sie individuell an jeden Patienten anzupassen.